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Sürth liegt südlich von Rodenkirchen, südwestlich des Weißer Rheinbogens, auf der linksrheinischen Niederterasse, deren Höhe über dem Meeresspiegel 45 - 50 m beträgt. Lehmig-sandiger Boden ermöglicht ertragreichen Ackerbau und lieferte im 19. Jahrhundert den Rohstoff für die ortsansässigen Ziegeleien. Die wassernahe Lage machte bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts den Fischfang zu dem neben der Landwirtschaft wichtigsten Erwerbszweig der Bevölkerung.

Bereits in römischer Zeit besiedelt, erfuhr Sürth eine Siedlungskontinuität erst mit dem sich um den Fronhof gruppierenden Hof-Verband. 1067 schenkt Erzbischof Anno II den Hof in >>Sorethe<< dem von ihm gegründeten Kölner Stift St. Georg. Die Schreibweise des Ortsnamens wechselte häufig: Soride, Sorenda, seit dem 13. Jahrhundert Sürd oder Sürde, bis ins 19. Jahrhundert Sürdt. Der Name ist althochdeutschen Ursprungs und bedeutet "trockener Ort", ein Hinweis auf die relativ hochwassergeschützte und nicht sumpfige Lage.

Bis zur französichen Besetzung der Rheinlande (1794) gehörte die "Herrlichkeit Sürth" zum kurkölnischen Amt Brühl. Schirm- und Gewaltherr war der Erzbischof von Köln, dem die Vogtei gehörte. Grundherr in Sürth war das Kölner Stift St. Georg, das den Schultheißen ernannte, die niedere Gerichtsbarkeit ausübte und die Fahrgerechtigkeit auf dem Rhein besaß. Diesem Stift gehörten der Fronhof, der Falderhof sowie Ländereien von insgesamt 893 Kölnischen Morgen zur Zeit der Säkularisation 1802 (1 Kölnischer Morgen = 3178 qm).

Das Kölner Stift St. Severin besaß den Zehnten, das Fischereirecht auf dem Rhein von Godorf bis zur Höhe von Ensen sowie die Kirche. Diese war ein kleiner romanischer Bau, wahrscheinlich im 12. Jahrhundert errichtet, aus Traß und behauenem Sandstein erbaut. Sie stand am nordwestlichen Ausgang der Alten Kirchgasse nahe dem Fronhof und war mitsamt dem sie umgebenden Kirchhof von Hecke und Ringmauer eingefriedet. Von den Sürther Höfen besaß das Severinsstift den Zehnthof als Lehen von St. Georg sowie den Strunderhof an der Ecke Sürther Hauptstraße/Falderstraße, beide Güter zusammen zur Zeit der Säkularisation 180 Morgen Land umfassend.

Zweitgrößter Grundbesitzer in Sürth, als solcher bezeugt seit 1191, war die Zisterzienserabtei Altenberg, die den Mönchhof, den Kelterhof und den Blumshof besaß mit Ländereien von zur Zeit der Säkularisation insgesamt über 600 Morgen. Weitere Grundbesitzer waren der Deutsche Orden und das Kölner Augustinerkloster.

Wegen der Konzentration des gesamten Grundbesitzes auf wenige große Güter war die Einwohnerzahl noch im frühen 18. Jahrhundert sehr gering: Noch um 1717 lebten in sürth vermutlich nur etwa 250 "Seelen".

Nach dem Frieden von Lunéville (1801) wurde Sürth von der französischen Verwaltung der "Mairie de Rondorff" (=Bürgermeisterei)eingegliedert und dem Canton Bruehl, Arrondissement Cologne unterstellt. In preußischer Zeit gehörte Sürth zu der im Landkreis Köln weiterbestehenden Bürgermeisterei Rondorf, die sich ab 1961 Bürgermeisterei Rodenkirchen nannte, 1975 in die Stadt Köln eingemeindet wurde. Von den seit dem Mittelalter überlieferten großen Höfen sind heute noch erhalten: der Falderhof, der Mönchhof, auf dem heute noch Landwirtschaft betrieben wird, und das Herrenhaus des Zehnthofes. Die nach Kriegszerstörungen erhalten gebliebenen Wirtschaftsgebäude des Fronhofes an Sürther Hauptstraße und Fronhofstraße sind nach einem Brand in den 60er Jahren abgerissen worden. Um 1950 war dort noch Tuffmauerwerk eines romanischen Wohnhauses aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts vorhanden. Das Gelände des Fronhofes dient heute als Parkplatz. Der die Ufersilhouette Sürths früher bestimmende Keltershof am Rheinufer wurde 1956 nach schweren Zerstörungen im 2. Weltkrieg ebenfalls abgebrochen. Seitdem ist das älteste Bauwerk in Sürth das aus dem 16. Jahrhundert stammende Herrenhaus des Falderhofes.

Der historische Siedlungskern des Dorfes lag an der Sürther Hauptstraße, ab Höhe ihres heutigen südlichen Beginns an der Straße In der Aue bis zur Einmündung der Rheinaustraße, an der Falderstraße, der Alten Kirchgasse, am Rheinufer und an der Rheinaustraße, d. h. im Bereich von Fronhof, Falderhof, Keltershof und alter Kirche. Diese wurde 1830 nach dem Neubau der in Feldbrandstein errichteten klassizistischen Pfarrkirche St. Remigius abgebrochen. Steine aus dem Abbruch wurden zur Pflasterung der Alten Kirchgasse verwendet.

Der Bau von St. Remigius (1828 - 30) an der Sürther Hauptstraße in der heutigen Ortsmitte hatte die Konzentration weiterer Bebauung um dieses neue Dorfzentrum zur Folge. Durch Siedlungswachstum entlang der als Hauptdorfachse anzusehenden Sürther Hauptstraße bzw. in deren nächstem Umkreis stellte sich Sürth zu Beginn des 19. Jahrhunderts als großes lockeres Mehrstraßendorf dar. Zwischen den Häusern war reichlich freie Fläche vorhanden. Seit etwa 1840 - 50 griff die Bebauung auch in den südlichen Bereich der Bergstraße und in die Straße auf dem Hügel aus.

Im Zuge der ab 1871 einsetzenden Industriealisierung (Eisengießerei und Kesselschmiede H. Hammerschmidt, Anfang des 20. Jahrhunderts Maschinenfabrik Sürth und Beginn der ortsansässigen Kälteindustrie) erweiterte sich der Ort in nördlicher Richtung durch den Bau von Werkswohnungen. Die Bevölkerung wuchs in ungleich rascherem Maße als zuvor (1870: 956 Einwohner, 1910: 2912 Einwohner). Durch die im Vergleich zu anderen Stadtteilen große Entfernung von "Köln"blieb der historische Dorfkern jedoch von der Verstädterung weitgehend ausgenommen. Auch spielte die Landwirtschaft immer noch eine bedeutende Rolle.

Der Bau der elektrischen Rheinuferbahn von Köln nach Bonn mit Haltestelle in Sürth (eröffnet 1906) führte zur Anlage des Bahnhofes, zur Erweiterung der heutigen Bahnhofstraße bis zur Sürther Hauptstraße und zur Anlage einer Stichbahn (heute Seniorenweg) zum Industriegelände der "Linde AG, Werksgruppe Kälte- und Einrichtungstechnik".

Die idyllische Lage des Dorfes am Rhein zog bereits in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts den Bau von Villen in der nördlichen Sürther Hauptstraße (z. B. nördlich der Mühlengasse), in der Straße Am Rheinufer und ab 1900 auch in der Rheinaustraße nach sich. Eine Besonderheit stellt die in einem Park englischen Stils liegende Villa dar, die sich der Besitzer des Falderhofs 1899 als zweites, von der landwirtschaftlichen Anlage getrenntes Herrenhaus errichten ließ.

Nach 1910 baute der Kölner Architekt Max Stirn zusammen mit der Cölner Gelände-Gesellschaft eine Villenkolonie im Bereich Oberbuschweg und Ulmenallee. Neubauten nach 1945 entwickelten sich hauptsächlich an der nord- und südwestlichen Peripherie. Der historische Ortskern blieb weitgehend von maßstabsbrechenden Neubauten ausgespart, da reichlich Bauland in der Umgebung zur Verfügung stand. In der Tradition des Rodenkirchener Raums als eines beleibten Ausflugszieles am Rhein und der Regatten des Kölner Seglerclubs stehen die schwimmenden Bootshäuser, seit 1925 als Holzständerbauten errichtet, eines davon (als Gaststätte genutzt) mit Ankerplatz in Sürth.

Charakteristisch für den historischen Ortskern sind heute noch die besonders im Bereich der Sürther Hauptstraße dicht gereihten, überwiegend aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts bzw. aus der Zeit um die Jahrhundertwende stammenden, meist giebelständigen, z. T. noch backsteinsichtigen, z. T. veränderten kleinen Wohnhäuser und Kleinstgehöfte. Bedonderheiten im Ortsbild stellen die beiden erhaltenen großen geschlossenene Hofanlagen des Falderhofes und des Mönchhofes dar. Die aus dem Anfang des 19. bzw. 20. Jahrhunderts stammenden Backsteinbauten des turmbewehrten Mönchshofes und seiner weiten Grünflächen bilden zusammen mit der Pfarrkirche St. Remigius und den sie umgebenden Grünflächen des 1841 angelegten ehemaligen Friedhofs ein Ensemble seltener städtebaulicher Qualität in der heutigen Ortsmitte. Ein weiteres ortsbildprägendes Ensemble aus geschlossener, heute nicht mehr landwirtschaftlich genutzter Hofanlage mit Fachwerk-Herrenhaus des 17. Jahrhunderts und getrennt davon liegender Villa von 1899 als zweitem Herrenhaus sowie Grünflächen mit Naturdenkmalen stellt der Falderhof im Bereich der alten Ortsmitte dar.

Das Wegenetz des heutigen Stadtteilgebietes Sürth umfaßt keine Autobahn. Die Bundesstraße 9 führt an der Stadtteilgrenze nach Godorf und Hahnwald am Ort vorbei. Die Rheinlage und das durch reichlich vorhandene Grünflächen aufgelockerte Siedlungsbild ließen den Ort zur bevorzugten Wohngegend werden.

Quelle: Stadtspuren, Köln: Dörfer im linksrheinischen Süden, ISBN 3-7616-1004-1